Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 25/2025 vom 18. Juni 2025
Liebe Frau Andrea,
als Großmutter eines zweieinhalb Jahre alten Enkelkindes freue ich mich immer über neue Wörter, welche sie entdeckt und wie Bausteine in ihre Satztürme einbaut. Letztens kam sie von der Kinderkrippe und spielte die Pädagogin nach, wobei sie immer wieder „Saperlot“ verwendete. Dieses Wort hatte ich zuletzt selbst als Kind von meiner Oma des öftern gehört und es hatte mich schon damals fasziniert. Bitte um Aufklärung, woher der Begriff kommt und wie es anscheinend zu dessen Wiederentdeckung kam.
Karin Eichberger, von meinem iPad gesendet
Liebe Karin,
wie vergessene oder ins Altertümliche gestellte Wörter und Begriffe wieder in den Sprachgebrauch treten, kann nicht immer allgemein beantwortet werden. Sie müssten die Pädagogin ihrer Enkelin befragen, auf welchen Wegen „Saperlot“ (manchmal auch „Sapperlott“ geschrieben) zu ihr, und damit zu Ihrem Enkelkind kam.
Leichter fällt es, Licht in die Wortgeschichte von Saperlot zu bringen, steht es doch in einer Reihe ähnlicher Fluchwörter und Erstaunensäußerungen. Die Wienerischen Ausrufe Saperlot!, Sapradibiks!, Saprament! und Saprawoit! sind Fluchwörter, die durch Entstellung und Wortmischung aus dem schriftdeutschen „Sakrament“ hervorgegangen sind und in etwas deutlicher Form als Sakralót!, Sakerlot!, Saperment! zirkulier(t)en. Ähnlich wird „sakrisch“ (besonders, sehr) verwendet, wenn es nach Sturz und Verletzung „sakrisch weh tut“, oder jemand, heimlich oder unheimlich, und sehr österreichisch, „a sakrische Freid“ an etwas hat.
Dabei ist die Interjektion „Sakerlot“ garnicht bei uns entstanden. Sie wurde im 17. Jahrhundert aus französisch „sacrelotte“, einer euphemistischen Bildung nach „sacredieu“ (entstellt auch „sacrebleu“), aus „sacré nom (de Dieu)“, der geheiligte Name (Gottes) gebildet. Unschwer ist in „sacré“ das lateinische „sacer“ erkennbar, das heilig bedeutet, einem Gott geweiht, und sprachlich verwandt ist mit „sanctum“. Als „Sankt“ ist es der Titel der Heiligen der katholischen Welt und so in zahlreichen, nach dem jeweiligen Kirchenpatron benannten Orten verewigt.